Unerwarteter Waschtag

Tag 41: 02.06.2023

Route: Carl G. Washburne Statepark – Newport – South Beach Statepark

Die heutige Nacht war kurz und, zumindest für Thomas, sehr unruhig. Zu tief saß noch der Schreck nach dem gestrigen Sturz seines kleinen Lieblings. Im Hinterkopf nagte immer die Frage, ob eventuell irgendwelche nicht erkennbaren Verletzungen vorhanden sein könnten. Das Bett ist ja auch verdammt hoch – sicherlich höher als Jakob selbst. Was da alles geschehen hätte können…

Kurz nach 6 war dann die Nacht für Noitz Senior endlich geschafft. Frau und Kind schliefen noch ruhig. Ein Morgenlauf sollte helfen, die Gedanken zu ordnen und den Kopf wieder frei zu bekommen. Also ging es kurz nach halb 7 los auf den Trail zum Heceta Head Lighthouse. Genau die selbe Strecke, wie vor gut 3 Wochen. Damals überrascht von den vielen Bergauf-Passagen der Strecke, war Thomas heute darauf eingestellt. Weniger anstrengend war es trotzdem nicht. Am Leuchtturm angekommen, musste die Szene natürlich erstmal fotografisch festgehalten werden. Coole Stimmung mit dem von der Morgensonne angestrahlten Lighthouse und dem Frühnebel an der Küste im Hintergrund. Da gerade Ebbe war, wurde der angrenzende Strand direkt zum nächsten Foto-Objekt. Als Fotograf könnte man sich hier ewig austoben. Um die Geduld der vermutlich schon wartenden Ingrid nicht all zu sehr auf die Probe zu stellen, wurde aus ewig aber nur eine halbe Stunde, bevor sich Thomas wieder auf den Rückweg machte.

Zurück am Wohnmobil musste erstmal die für Thomas wichtigste Frage beantwortet werden: „Wie geht es Jakob? Alles gut?“. Ja, alles war gut. Der kleine Mann plauderte schon wieder wie eh und je und kommentierte jeden „Wau Wau“, jeden „Biep Biep“ und selbstverständlich auch jedes Auto. Außerdem wurde fleißig sein neues Lieblingswort trainiert „Heidelbeere“.

So, dann auf zum Frühstück. Darauf freuten sich bereits alle, denn heute war wieder Pancake-Zeit – juhu! Dazu gab es Joghurt, Beeren, Bananen, Ahornsirup, Nüsse, Erdnussbutter, Apfelmuss und Heidelbeermarmelade. Also alles, was das Herz begehrt. Auch daheim genießen wir unser gemeinsames Frühstück quasi täglich. Und im Urlaub umso mehr. Vor allem, da es jetzt wieder allen gut geht.

Erster Stop des Tages, nachdem wir gegen 10 Uhr gemütlich losgefahren sind, war das Cape Perpetua. Ja, korrekt – da waren wir bereits schon mal. Aber dieses Mal wollten wir „Thors-Well“ und das „Spouting Horn“ bei Flut erleben. Da sollte die wohl noch viel spektakulärer sein. Für Thors-Well, übersetzt dem Brunnen des Thor“ war das auch definitiv der Fall. Ingrid blieb mit Jakob etwas im Hintergrund, während sich Thomas in der ersten Reihen mitsamt Stativ und voller Ausrüstung aufbaute. Wow, da ging es ab. Wellen schoßen aus dem scheinbaren Loch mitten im Küstengestein und zogen sich genau so schnell auch wieder darin zurück. Beim Spouting Horn laufen dagegen die Wellen in einer Verengung zusammen und werden dadurch mit Druck nach oben rausgeschossen. Begleitet wird das Ganze dann von einem donnernden Grollen. Auch davon musste unbedingt ein Bild her. Also wieder vorne aufgestellt und auf die richtige Welle gewartet. Und die kam dann auch! Aber nicht so, wie von Thomas erwartet. Plötzlich ergoss sich eine riesige Wasserfront direkt über den fassungslosen Fotografen – Platsch! Völlig perplex und durchnässt, stand der nun wie ein begossener Pudel vor seiner ebenfalls vor Wasser triefender Fotoausrüstung. Da kam auch schon die nächste Welle – noch einmal platsch! Wieder ein Volltreffer. Jetzt wurde aber schnell zusammengepackt und der Rückweg angetreten. Der eigentliche Gedanke am Weg zum Camper galt aber Kamera und Objektiv. Hoffentlich war nichts kaputt. Den restlichen Urlaub ohne vernünftige Kamera – ein untragbarer Gedanke. Sichtlich nervös wurde der Tisch des Wohnmobils schnell zu einer mobilen Reinigungsstation umgebaut. Isopropanol (70% Alkohollösung zum Reinigen), Küchenrolle, Microfasertücher, Mini-Blasebalg, etc. Alles war für diese Notoperation notwendig. Zunächst wurde alles zerlegt und mit dem Alkohol vorbehandelt, bevor mit Küchenrolle und Mircrofasertücher getrocknet und poliert wurde. Eine gute Stunde später war es dann geschafft – statt nach Salzwasser, roch es wie im Operationssaal. Dann der kritische Moment. Der Einschaltknopf der Kamera wurde langsam auf „On“ bewegt. Sofort waren die gewohnten Anzeigen zu sehen. Auch alle weiteren Tests verliefen positiv. Schon wieder durchatmen – alles gut, nichts passiert! Jetzt erstmal Mittagessen und dann auf zum nächsten Campingplatz im South Beach Campground.

Ja, auch da waren wir bereits. So war unser heutiger Stellplatz auch schnell gefunden und alles angeschlossen. Für den Abend war Essen gehen in Newport geplant. Da bis dahin noch etwas Zeit war, machten wir einen kleinen Spaziergang zum Strand. Immer noch schön hier – auch wenn sich der Grauwal von unserem ersten Besuch leider nicht mehr blicken ließ. Dafür schaute kurz ein Seelöwe vorbei und auch ein Pelikan begrüßte uns im Vorbeiflug. Alte Bekannte quasi…

Gegen halb 6 nahmen wir schließlich im „Chowder House“ in Newport Platz. Fish and Chips für Ingrid, Fish Tacos für Thomas. Bei der Hälfte wurde, wie vorher abgemacht, getauscht. Jakob gab sich mit Abendbrei und gesunden Keksen zufrieden. Den Bread-Pudding schaffte Ingrid dann aber nur mehr zur Hälfte. Der Rest wanderte in eine To-Go-Box und später in unseren Kühlschrank. Lange wird der dort vermutlich aber auch nicht weiterleben.

„Kurz“ einkaufen und dann schnell heim und in Bett. Das hieß es zumindest für den jüngsten Noitz. Die beiden Eltern gönnten sich noch eine Runde Kniffel. Thomas musste ja seine schmerzliche Niederlage von gestern wieder gut machen – Zwischenstand hier 1:2 für Ingrid. Mal sehen, wer heute die glücklichere Würfelhand besitzt.

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