Der Standstrahl-Effekt

Tag 40: 01.06.2023

Route: Sutherlin Umpua Valley – Reedsport – Florence – Carl Washburne Statepark

6:10 Uhr aufstehen, Zähneputzen und Morgenwäsche, rein ins Laufoutfit, aufwärmen und keine 15 Minuten später war Thomas bereits mit der Morgensonne im Rücken unterwegs. Gerade im Urlaub haben solche Trainings immer den spannenden Nebeneffekt, dass man Gegenden, Gebiete oder manchmal sogar Menschen kennen lernt, die man sonst garantiert nie gesehen hätte. Heute war auch wieder ein Paradebeispiel dafür. Nach einem kurzem Stück auf dem wenig befahrenen Highway, tauchte plötzlich ein kleiner See in Thomas‘ Laufrichtung auf. Wie sich herausstellte, der Ford‘s Pond. Drumherum ein, allem Anschein nach, erst kürzlich geschaffenes Freizeitareal mit jeder Menge Picknick-Möglichkeiten, einem Rundweg um den See und zusätzlichen Trails, die auf den umgebenen Hügeln angelegt wurden.

Natürlich mussten die Laufwege direkt auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. Um diese Uhrzeit musste Thomas den See lediglich mit ein paar älteren Bewohnern Sutherlin‘s teilen, die entweder ihre Hunde ausführten oder im schnellen Walking-Schritt ihre Fitness auf Trab brachten. Zwei Runden um den See und einen der angebotenen Trails später, fiel das Urteil eindeutig positiv aus. Toll solche Angebote –  um so mehr, wenn man nur durch Zufall darauf stößt. 

Wieder am Campingplatz, wartete Noitz Junior schon ungeduldig auf Papa. Mit seinem Blick gab er diesem zu verstehen, dass er sich doch etwas mehr beeilen soll, denn es ist Zeit für den morgendlichen Brei. Also schnell rasiert, geduscht und zu den anderen beiden am Frühstückstisch Platz genommen. Schöner kann ein Tag kaum beginnen…

Gegen 10 Uhr bogen wir dann aus dem KOA Sutherlin Umpqua Valley auf den Umpqua Highway US 38, der uns bis an die Pazifikküste bringen sollte. Aber nicht bevor noch schnell zwei Kaffee aus dem „Club-Room“ des Campingplatzes für die Fahrt mitgenommen wurden. Wenn so ein Service schon angeboten wird, muss man ihn auch nutzen. Knappe 1,5 Stunden nicht allzu spannende Fahrzeit später, stellten wir den Camper am John Dellenkamp Trailhead ab. Als Teil der großen Oregon Dunes National Recreation Area, dreht sich hier alles um ein Thema – Sanddünen. Und die Dünen am John Dellenkamp Trail sollen dabei die größten und eindrucksvollsten sein. Klar, dass wir da die 10 Meilen Umweg gerne in Kauf nahmen. Auf was wir dann allerdings gerne verzichtet hätten, war der im Dünenbereich plötzlich aufkommende Wind. Nein, nicht nur Wind. Die Böhen wehten einem mit gefühlter Orkanstärke um die Ohren. Dass die Mischung aus losem Dünensand und stürmischem Wind nicht allzu angenehm ist, kann sich vermutlich jeder vorstellen. Blitzschnell krochen die Sandkörner in jede noch so kleine Ritze. Nicht einmal der kleine Jakob blieb von hier verschont. Da half auch das Verstecken in der Trage auf Papa‘s Rücken nichts. Aber umdrehen kam (noch) nicht in Frage. Jetzt waren wir schon extra hier her gefahren, da musste doch zumindest eine kleine Runde durch das Dünenareal absolviert werden. Eindrucksvoll waren sie ja, das kann man sicherlich nicht bestreiten. Wenn einem aber zur selben Zeit das Gesicht sandgestrahlt wird und das Knirschen im Mund immer mehr wird, fällt die Wertschätzung der tollen Umgebung unheimlich schwer.

Zwischendurch kamen wir immer mal wieder in windgeschützte Bereiche, die uns kurz innehalten und durchschnaufen ließen. Sogar Fotografieren war da kurzfristig möglich. Eigentlich ja echt cool hier, wenn nur der blöde Wind nicht wäre… Aber hilft nichts, tapfer kämpften wir uns wieder zurück zum kleinen Waldstück, das uns zum Camper bringen sollte. Dort hieß es erstmal, alles ausziehen und vom mitgebrachten Sand befreien. Vor allem in den Schuhen trugen wir richtige kleine Sandberge auf den Parkplatz zurück. Dass wir damit nicht die einzigen waren, zeigten die vielen kleinen am ganzen Parkplatz verteilten Sandhäufchen. Ahh, so entstehen also Wanderdünen…

Wieder halbwegs Sandfrei, gings dann die restlichen 60 Minuten zum Carl G. Washburn Statepark, unserem heuten Übernachtungsziel. Da wir vor fast genau drei Wochen hier bereits einmal Station gemacht hatten, war uns der Campingplatz bereits vertraut. Nicht vertraut waren wir jedoch mit einem nicht funktionierenden Stromanschluss. Da weder der Park-Host, noch die hilfreichen Nachbarn, eine schnelle Lösung für das Problem hatten, mussten wir auf den Ranger warten. Der warf dann nur einen kurze Blick auf unseren Anschluss und war auch schon wieder verschwunden. Also wieder warten. 10 Minuten später tauchte dann der weiße Pickup mit dem Statepark-Wappen wirder auf unserem Stellplatz auf. Ein nach oben gestreckter Daumen signalisierte Thomas, dass der Strom wieder fließen sollte, was dann Gottseidank auch der Falls war. Offenbar war eine Sicherung am Hauptanschlusskasten gefallen. Interessant, hatten wir bisher auch noch nicht. Jetzt funktionierte auf jeden Fall wieder alles und es konnte mit der Zubereitung des Abendessens begonnen werden. Das hieß im heutigen Fall, Griller anheizen, denn es gab wieder Lachsfilet mit Kürbis, Zucchini und Perl Cous Cous. Klingt gut, war es auch. Vor allem Jakob war nicht satt zu bekommen. Eh gut so!

Irgendwann waren wir dann doch alle drei gesättigt und machten uns mit vollen Bäuchen ans Abwaschen, sowie besonders wichtig, dem Reinigen und Versperren des neuen/alten Weber Grillers. Haha Bären, versucht da doch einmal ranzukommen!! Oder wie die Amis gerne sagen „Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me!“. 

So gerüstet, gings für den kleinen Mann bald ins Bett, was Ingrid und Thomas die Möglichkeit für eine weitere Runde Kniffel gab. Zwischenstand übrigens 1:1 unentschieden. Spannend, spannend!

Kurz nach dem Spiel geschah dann das, wovor sich Eltern von Kleinkindern mit am meisten fürchten. Plötzlich hörten wir ein, zwei dumpfe Schläge aus dem Schlafzimmer, gefolgt von einer kleinen kleine Pause und schließlich lautem, heftigen Krachen und Poltern. Für uns war sofort klar, was passiert sein musste – Jakob war aus dem hüfthohen Bett gefallen. Blitzschnell ließen wir alles stehen und liegen und liefen nach hinten. Hier sahen wir auch schon den mittlerweile bitterlich weinenden Jakob am Boden neben dem Bett liegen. Erster Gedanke: er schreit, das ist schon mal ein guten Zeichen. Trotzdem saß der Schrecken bei uns allen tief. Wie konnte das passieren? Hat er Schmerzen? Gibt es irgendwelchen Verletzungen? Brauchen wir einen Arzt oder gar ein Krankenhaus? Allerlei Fragen gingen uns durch den Kopf. Doch zunächst musste erstmal der wie am Spieß schreiende Sohnemann getröstet werden. Gleichzeitig wurde er von Kopf bis Fuß untersucht. Gottseidank konnten wir weder Beulen, noch sonstige Folgeschäden des Sturzes feststellen. Anscheinend hatten wir noch einmal riesen Glück – durchatmen!!

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