Hundsgemein

Tag 47: 08.06.2023

Route: Pacific Beach – Quinault – Olympic Nationalpark – Kalaloch

Grundsätzlich mögen wir Hunde ja. Doch wenn sie anfangen einzigartige Fotomöglichkeiten zu sabotieren, ist es mit der Tierliebe vorbei! Aber der Reihe nach – was war geschehen? Heute beim Morgenlauf am Strand von Pacific Beach sah Thomas schon von Weiten zwei Gestalten auf etwas sitzen, das wie ein kleiner Baumstamm aussah. Beim Näherkommen entpuppten sich die beiden Gestalten als Weißkopf-Seeadler und der Baumstamm als toter Seehund, der den beiden Raubvögeln als Frühstück diente. Wow, das würde ein echt cooles Foto abgeben! Also wurde der Beschluss gefasst mit Kamera und Teleobjektiv nach dem Lauf zurückzukommen, sollten die beiden Adler am Rückweg noch immer da sein.

Knapp 45 Minuten später kam es dann tatsächlich so. Offenbar noch nicht gesättigt, ließen sich die beiden Vögel die Mahlzeit nach wie vor schmecken. Jetzt hieß es schnell sein. Daher wurde der Turbo gezündet und ein Endspurt hingelegt, der Eliod Kipchoge vor Neid erblassen ließe. Rein in den Camper, Kamera geschnappt und wieder zurück zum Ort des Geschehens. Im Geiste spielte Thomas bereits alle möglichen Kompositionen durch und sah die fertigen Fotos bereits als Teil seines Portfolios. Aber was war das denn? Genau in dem Moment, als Thomas in Sichtweite seines Wunschmotivs kam, tauchten zwei weitere Wesen unweit der beiden Vögel auf. Bei genauerem Hinsehen, war Thomas schnell klar, womit er es hier zu tun hatte. Ärgerlicher Weise musste genau in dem Moment, in dem sich seine fotografischen Träume erfüllen sollten, ein Hund am Strand Gassi geführt werden. Und der hatte dann natürlich nichts besseres zu tun, als die beiden Seeadler so lange herumzujagen, bis diese ihre Beute genervt aufgaben und endgültig das Weite suchten. Mit der Kamera noch immer vor dem ungläubig schauenden Gesicht, sah Thomas die wunderschönen Tiere mit kraftvollen Flügelschlägen im angrenzenden Wald verschwinden. Wie gesagt, eigentlich mögen wir Hunde, aber …

Nach dieser Enttäuschung, war das anschließende gemeinsame Frühstück mit der Familie Balsam für die geschundene Fotografen-Seele. Bevor wir kurz nach 10 vom Campingplatz aufbrachen, ließ unsere direkte Stellplatz-Nachbarin den Glauben in die sprichwörtliche amerikanische Freundlichkeit, nach dem ärgerlichen Zwischenfall von gestern, wiederaufleben. Sie hatte gesehen, dass wir mit einem kleinen „Cutie“ unterwegs waren, der offensichtlich gerade das Laufen lernt. Damit er auch etwas zum Spielen hat, schenkte uns die Halb-Norwegerin einen Flugdrachen. Aber nicht so einen 1 Euro Einwegdrachen. Nein, einen echten Lenkdrachen! Sogar eine Bedienungsanleitung gab sie uns dafür. So unschön unser Aufenthalt hier begonnen hatte, so positiv war die anschließende Entwicklung. Also verließen wir mit Pacific Beach mit einem guten Gefühl und machten uns auf in den Olympic Nationalpark. Ein Traum wird wahr!

Vier Tage werden wir hier auf der Olympic Peninsula verbringen. Die ersten beiden Nächte haben wir uns dabei auf dem Kalaloch Campground im Süd-Westen der Halbinsel eingebucht. Wie bei allen Campingplätzen im Park, gibt es weder Strom, noch Wasser oder sonstige Annehmlichkeiten. Das ist der Preis für die geniale Lage. Zwei oder drei Nächte ohne Versorgung hatten wir bereits, vier aber noch nie. Das wird definitiv eine Herausforderung.

Wir fuhren allerdings nicht direkt nach Kalaloch. Am Weg dorthin machten wir zunächst am Lake Quinault Station, der bereits Teil des erweiterten Nationalpark-Areals ist. Nach einem Check im kleinen Visitor Center, sowie einer kurzen Mittagspause, entschieden wir uns für den 4 Meilen (6,5 km) langen Quniault Trail. Die landschaftlich ansprechende Familien-Wanderung führte uns durch einen gemäßigten Regenwald, zu einem kleinen Wasserfall und am Ufer des Lake Quinault und der dort befindlichen historischen Quinault-Lodge entlang wieder zurück zum Auto. Super entspannende Wanderung – perfekt als Vorgeschmack auf die nächsten Tage im Olympic Nationalpark.

45 Minuten dauerte die anschließende Fahrt vom Lake Quinault zum Campground. Etwas nervös näherten wir uns dem für zwei Nächte reservierten Stellplatz B12. Aber alles gut, der Platz war perfekt gelegen – direkt neben dem Strandzugang auf der einen und dem Waschhaus auf der anderen Seite – und, was fast noch wichtiger war, er war frei! Also Schiff abgestellt, durchgeatmet und die Gegend abgecheckt. Wirklich schön hier. Man kann sogar die Wellen vom Stellplatz aus hören. Da schmeckte der anschließende Kaffee gleich viermal so gut.

Nach einem gemütlichen Spaziergang am Strand, wurde wieder einmal der neue/alte Weber eingeheizt. Neben Spargel und dem restlichen Hähnchen von gestern, mussten wir heute den bei Fred Meyer erworbenen Acorn Squash (Eichelkürbis) ausprobieren. Und was sollen wir sagen, er war mega-lecker! Nach dem bekannten Butternuss- und dem überraschend guten Spaghetti-Kürbis letztens, überzeugte heute auch der Acorn auf voller Linie. Sieht so aus, als müssten wir auch daheim in Austria etwas weiter über den Kürbisrand schauen. Wie man sieht, gibt es mehr als nur Hokaidos. Man lernt nie aus!

Für Jakob hieß es dann kurz nach dem Essen auf ins Bettchen, was Ingrid und Thomas die Gelegenheit für eine weitere Kniffel-Runde gab. Ob Ingrid wohl wieder die Führung übernehmen kann? Oder gelingt Thomas vielleicht der dritte Sieg in Folge und er kann sich im Kampf um die Würfelkrone erneut an die Spitze setzen? Es bleibt auf jeden Fall spannend!

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