Es heißt nicht ohne Grund „REGENwald“

Tag 48: 09.06.2023

Route: Olympic Nationalpark – Kalaloch – Hoh Rainforest – Kalaloch

Mit dem Hoh-Rainforest wartete heute eines der Highlights im Olympic Nationalpark auf uns. Aber einfach hinfahren und auf einen Parkplatz hoffen, kann bei diesem stark besuchten Teil des Parks schnell in eine längere Wartezeit ausarten, da der Parkplatz des Regenwaldes in den Sommermonaten gerne durch eine Blockabfertigung geregelt wird. Aber wir waren ja vorgewarnt. Deshalb griffen wir heute erneut in die Trickkiste und verschoben unser Frühstück wieder etwas nach hinten. So waren wir bereits um halb 8 unterwegs auf der kurvigen und holprigen Fahrt vom Kalaloch Campground zum Parkplatz des Hoh Rainforest Visitor Centers. Eine knappe Stunde später passierten wir den offiziellen Nationalpark-Entrance und stellten unser Schiff auf dem bereits um diese Zeit mehr als halb vollen Parkbereich ab. Puh, das hätten wir wirklich nicht erwartet. Bisher waren wir um diese Uhrzeit meist nahezu alleine an den Trailheads. Hier herrschte dagegen reges Treiben. Davon ließen wir uns aber erstmal nicht beeindrucken. Einerseits hatten wir Hunger und wollten unser Frühstück, andererseits hatte es ohnehin gerade angefangen zu regnen. Also machten wir uns es im Camper gemütlich – wir hatten ja unseren Parkplatz und entsprechend auch keinen Stress.

Da der Regenwald auch nach dem Frühstück seinem Namen noch alle Ehre machte, blieben wir weiter im Wartemodus. Statt wandern stand daher spielen, lesen und Blog schreiben auf dem angepassten Vormittagsprogramm. Irgendwann hatten wir dann genug von der Warterei. Wir waren ja nicht aus Zucker und außerdem sollten Regenjacken und Co. auch nicht umsonst über den Atlantik transportiert worden sein. Außerdem gehört so ein bißchen Regen ja irgendwie auch zu einer Wanderung im Regenwald dazu. Bei strahlendem Sonnenschein und knochentrockenem Boden, würde die Regenwald-Atmosphäre mit Sicherheit fehlen. Zumindest redeten wir uns das ein.

Zwei kurze Trails standen auf dem Wanderprogramm. Zunächst bogen wir auf den Hall of Moss Loop ein. Ein knapp 1 Meile langer Rundweg durch die schönsten Bereiche des Hoh-Rainforest. Riesige, moosbewachsene Bäume breiteten sich links und rechts des Weges aus. Dazwischen dominierten Farne und andere Bodendecker, die von den Einheimischen auch als Elk-Food bezeichnet werden. Vermutlich, da sie eine zentrale Rolle auf dem Speiseplan der Wapitis einnehmen. Auch wenn wir in den Redwood-Parks bereits ähnliche Wanderungen unternommen hatten, war diese hier etwas Spezielles. Unter anderem, da das Grün durch den Regen noch intensiver und satter wirkte. Der Hall of Moss Trail ging dann direkt in den Spruce Trail über. Hier lag der Fokus der Wanderung mehr auf den unterschiedlichen Pflanzenarten und Vegetationsstufen entlang des Weges.

Knapp 5,5 Kilometer später kehrten wir, immer noch von leichtem Regen begleitet, auf den Parkplatz zurück. Schnell rein in die gute Stube. Erstmal nasse Klamotten ausziehen und Heizung einschalten. Getrocknet und gewärmt gabs dann das verdiente Mittagessen, bei dem das restlichen Gemüse vom gestrigen Grillabend verwertet wurde. Für Jakob zusammen mit Cous Cous und Tomatensauce, für Ingrid und Thomas im Super-Mega-Deluxe-Salat mit Tomaten, Gurken, Feta, Thunfisch, Spinat, Kohl, Grapefruit, Sonnenblumenkernen und und und… Lecker!

Gegen 14 Uhr verließen wir den Rainforest und fuhren die knapp 40 Meilen zurück zum Campground. Da sich der Regen immer noch beharrlich weigerte aufzuhören, wurde die Stimmung mit Kaffee und Kuchen etwas aufgeheitert. Weniger Aufheiterung brachte der anschließende Kniffler für Thomas. Nach der gestrigen Niederlage um knappe 11 Punkte, trennten ihn heute lediglich 15 Punkte von Ingrids Gesamtwert. Ärgerlich! Für alle, die mitzählen: Zwischenstand mittlerweile 5:3 für die Dame des Hauses. Aber wie ein weiser, alter Mann gerne zu sagen pflegt „Am Ende des Krieges werden die Toten gezählt!“.

Zumindest hatte in der Zwischenzeit der Regen aufgehört. Somit ging sich vor dem Abendessen noch ein kleiner Strandspaziergang aus. Der Geruch von Salzwasser und das Rauschen der Wellen erzielten auch hier wieder den gewünschten Entspannungs-Effekt, was die bittere Würfelniederlage schnell vergessen ließ.

Nach den letzten eher Fleisch-lastigen Abendessen, blieb es heute bei uns rein vegetarisch. Zu Süßkartoffeln, Butternut-Squash und Tofu – alles am neuen/alten Weber gegrillt – lieferte Ingrid ein passendes Pfannengemüse mit Teriyaki-Sauce. Wer braucht da noch Sterne-Restaurantes?!

Als Abwasch, sowie Griller-Reinigung erledigt und Jakob im Land der Träume war, nutzten die beiden Eltern die ruhige Zeit für Lesen und Blog schreiben. Da der Himmel den ganzen Tag schon bewölkt war, gönnte sich Thomas einen Fotofreien Abend. Doch als er dann kurz vor halb 10 den rosa Himmel zwischen den Bäumen durchschimmern sah, war keine Zeit mehr für die große Kamera-Ausrüstung. Es musste also das Handy genügen. Trotz wunderschönem Sonnenuntergang, trauerte Thomas der erneut verpassten Fotogelegenheit nach. Jeden Tag versuchte er sein Glück. Bisher mit mäßigem Erfolg, da oftmals das Licht nicht wie gewünscht mitspielte. Ganz klar also, dass genau an dem einen Regentag, der für eine fotografische Verschnaufpause ausgewählt wurde, der Himmel regelrecht explodieren musste. Naja, mit Familie ist halt alles anders. Da stehen andere Dinge höher im Kurs, als das perfekte Foto. Eine Tatsache, die wohl noch etwas braucht, bis sie Thomas wirklich zur Gänze verinnerlicht hat. Aber das wird auch noch, versprochen!

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